Chronik...


Die Chronik wurde im Jahre 2000 zum 125-jährigen Bestehen der Musikkapelle Surberg-Lauter niedergeschrieben.
Der nachfolgende Blick in die Geschichte stützt sich auf die Chronik von Helmut Ortner, der zu Beginn der siebziger Jahre viele Zeitzeugen und Gewährsleute über die Anfangsjahre der Kapelle befragt hat.


1875 -1910

"Mein Vater Franz Mayer, geboren 1857 und 1940 im Alter von 83 Jahren gestorben, wurde im Jahr 1875 Leiter der Musikkapelle Surberg.” Daran erinnerte sich der gleichnamige Sohn des ersten Musikmeisters aus Geismühle bei Waging während eines Gesprächs im Jahr 1969.
Tatsächlich dürften die musikalischen Tätigkeiten in Surberg schon früher begonnen haben. In dem sehr gut erhaltenen Kassenbuch des "Militair-Vereins Surrberg" findet sich nämlich unter der Rubrik "Conto für das Vereinsfest im Jahre 1869" ein Eintrag: "Für sechs Musiker 6.- ff" (Gulden). Auch in den Folgejahren führt das Buch Ausgaben in recht unterschiedlicher Höhe für Musiker auf.

 

 1900

Musikkapelle Surberg-Lauter 1900


Laut Franz Mayer wohnten die Musikanten damals weit verstreut. Die oft weiten Wege legten sie zu Fuß zurück. Die Kapelle war die Einzige der Umgebung. Sie wurde zu Tanzveranstaltungen - meist Hochzeiten - nach Surberg, Lauter, Oberteisendorf, Weibhausen, St. Leonhard, Waging, Otting, Kammer, Rettenbach, Lampoding, Kirchanschöring usw. gerufen.
Neben seinem damals erst 18-jährigen Vater als Musikmeister und Waldhornisten erinnerte sich Mayer an die Gründungsmitglieder: Peter Enzinger, Egerdach, Trompete; Johann Hofmann, Oed, Trompete Georg Pletschacher vermutlich Kammer, Posaune und Johann Bösch, Moospoint, Basstrompete. Franz Mayer wurde 1901 geboren und begleitete bereits als Neunjähriger seinen Vater zur Musikprobe nach Weibhausen. Ältere Mitglieder hatte er vielleicht nicht mehr gekannt, denn die aufgeführten Musikanten waren im Gründungsjahr zwischen 15 und 23 Jahre alt.
Franz Mayer sen. und Johann Bösch leisteten von 1878 bis 1881 ihren dreijährigen Militärdienst bei der Militärmusik der Burghausener Jäger. In der Zwischenzeit leitete Peter Enzinger die Kapelle. Johann Wendlinger aus Sonderhausen, der 1906 zur Kapelle kam und Trompete spielte, erinnerte sich später: "Wir Musikanten waren oft tagelang unterwegs, ohne nach Hause zu kommen". Während der tanzfreien Zeiten trafen sich die Musikanten zur wöchentlichen Probe beim Urbanwirt in Weibhausen. Urbanwirt war damals Matthäus Fuchs, der seit 1881 bei der Kapelle Trompete und Klarinette spielte.


1910 -1933


1910 löste Franz Kriegenhofer aus Stadl (heute Gasthaus Surtal) Franz Mayer als Musikmeister ab. Mayer blieb weiterhin bei der Kapelle. Kriegenhofer, der "Griei", war seit 1880 dabei und spielte Bass und Klarinette. Das Probelokal verlegte man wegen "unerträglicher Zustände" vom Urbanwirt nach Moospoint. "Unerträglich" war damals, dass zu den Proben ständig fremde Musikanten im Gasthaus auftauchten, um die Surberger "auszuspionieren".
Nach dem 1. Weltkrieg - einige Musikanten waren aus der Kapelle ausgetreten - führte Musikmeister Franz Kriegenhofer die jetzt aus acht Musikanten bestehende Blaskapelle weiter. Geprobt wurde im Gasthaus Lauter. In den Jahren 1919 bis 1928 stießen wieder junge Musikanten zur Kapelle. Bemerkenswerte Auftritte waren die Fahnenweihen von Trachtenverein und Burschenverein, sowie die Primizfeiern von Pater Ivo Gastinger und Pfarrer Otto Gastager. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 beschränkten sich die Auftritte bis 1933 auf wenige kirchliche Anlässe. Nach 23 Jahren als Musikmeister setzte sich Franz Kriegenhofer 1933 im Alter von 68 Jahren zur Ruhe.


1933 - 1945

Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war der damalige Surberger Bürgermeister Dr. Plate bestrebt, auch in seiner Gemeinde die nun so gefragte Marschmusik erklingen zu lassen. Er beauftragte Anton Wacker aus Oed mit der Leitung der Kapelle. Wacker, der zunächst abgelehnt hatte, baute schließlich mit den alten Musikanten Georg Schweiger, Engelbert Zeiser, Otto Lohwieser, Franz Stephl, Johann Schmid, Franz Lapper und den Neuzugängen Johann Kriegenhofer, Franz Lampersberger und Josef Anfang die Musikkapelle wieder auf.

1937

Musikkapelle Surberg-Lauter 1937

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 erzwang eine neuerliche Unterbrechung der musikalischen Aktivität. Die meisten Musikanten wurden zur Wehrmacht einberufen; einige kehrten nicht mehr heim, andere wurden so schwer verwundet, dass sie nach dem Krieg nicht mehr spielen konnten.


1946 - 1969

Anfang 1946 begannen die alten Musikanten Wacker, Schweiger und Schmid, zusammen mit den Neuanfängern Franz Buchfellner, Alois Gnadl, Hans Kain, Ferdl Ulrich und Andreas Wolfgruber mit der Probenarbeit. Ebenfalls 1946 stießen Heinrich Schmelz (Posaune/Bariton) und der Horst Schöne (Trompete) Zur Musikkapelle. H- Schmelz spielte mit der Posaune die Baritonstimme. Ein Bariton wurde erst später eingesetzt, so spielte es manchmal der “Weiß Sepp” aus Trenkmoos. Musikmeister war Wenzel Mattig, der aus dem Sudetenland nach Lauter kam. Bereits zum 40. Gründungsfest des Trachtenvereins am 1. und 2. Juni 1946 spielte die "Lauterer Musi" wieder auf. 1948 kamen weitere Musikanten hinzu, unter ihnen auch Josef Buchfellner, der bis 1999 noch aktiv zur Kapelle gehörte.

1950
Musikkapelle Surberg-Lauter 1950

Als Anton Wacker 1951 wieder Musikmeister wurde und mit der Blaskapelle die Primiz der Brüder Josef und Georg Ratzinger aus Hufschlag mitgestalten durfte, bestand der Klangkörper aus 12 Musikanten. In der Folgezeit hörten einige alte Musikanten auf, junge kamen hinzu. Aus dieser Zeit spielen heute noch die Brüder Georg und Helmut Ortner, sowie Hans Greisberger mit.

1951

1951 Primiz der Brüder Josef und Georg Ratzinger

Anfang der sechziger Jahre kam die Blasmusik durch das Erscheinen von klein besetzten Musikformationen in Schwierigkeiten, die mit modernen Schlagern und Oberkrainer Stücken das Publikum eroberten. Nur der Treue der örtlichen Vereine zu ihrer "Blechmusi" ist es zu verdanken, dass diese Zeit überstanden werden konnte. Der allwöchentliche "Almtanz" mit der Blasmusik während der Sommerzeit, sowie die verschiedenen Vereinsbälle im Fasching und im Herbst waren damals fester Bestandteil des dörflichen Lebens.

1961

Musikkapelle Surberg-Lauter 1961

 

1968

Faschingshochzeit

1965 trat Anton Wacker als Musikmeister zurück. Er wurde von Georg Ortner abgelöst, der wegen seiner Verpflichtungen bei den "Surtaler Musikanten" die Leitung der damals 13 Musikanten zählenden Kapelle 1969 an seinen bisherigen Stellvertreter Hans Greisberger übergab.

1969-2000

1975 wurde das 100-jährige Gründungsfest im Rahmen einer Festwoche zusammen mit der Surberger Feuerwehr, die ebenfalls auf ihr 100-jähriges Bestehen blicken konnte, gefeiert. Dank mehrerer Neuzugänge war die Musikkapelle Surberg-Lauter bis 1975 auf 18 Musikanten angewachsen. Der Besuch von Musikfesten, vermehrte Auswärtsaufträge und harte Probenarbeit brachte eine Hochform mit sich. Das Musikfest mit 15 Gastkapellen im Juli wurde in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. Für den Festabend und die vorausgehenden Proben konnte der Oberteisendorfer Lehrer Kaspar Gerg als Dirigent gewonnen werden. Beim Festzug begleiteten erstmals zwei Marketenderinnen die Kapelle. Das neu angefertigte Musiktaferl kam ebenfalls beim Musikfest zu seinem ersten Einsatz.

 

1972
Musikkapelle Surberg-Lauter 1972

Mit dem Erwerb einer Verstärkeranlage konnte nun zur Blasmusik - vornehmlich zu den Mosch-Stücken und zur Stimmungsmusik - von Hans Greisberger und Sepp Löx der entsprechende Gesang dargeboten werden. Die Blaskapelle erlebte einen Aufschwung. Die Anlage wurde seitdem ständig verbessert; seit 1987 wird sie von Josef Huber betreut.
Schon 1972 waren wir beim Maifest in Lövenich bei Erkelenz zu Gast; 1975 besuchten wir Lövenich erneut, außerdem Steinach im Schwarzwald und Neuss. 1976 folgten Musikreisen nach Hochneukirch im Rheinland und Hausen bei Lohr am Main. Reisen nach Lövenich, Herzogenaurach und Erkelenz folgten im Jahr 1979. Diese Auftritts-Fahrten begleiteten die Aktivengruppen der Trachtenvereine Lauter, Rettenbach und Neukirchen. Zur Fahrt nach Steinach holten uns die Feldwieser Trachtler.

1975

Die Kapelle im Jubiläumsjahr 1975

1979 erreichte die Kapelle eine Stärke von 20 Musikanten. Zu den Proben trafen wir uns in der Gaststube beim "Wacker" in Oed. Die räumliche Situation ließ uns nach einem zweckmäßigen Probenlokal Ausschau halten. Seit Herbst 1979 finden nun die wöchentlichen Proben im Medienraum der Volksschule in Surtal statt, den wir mit einer Akustikdecke ausstatten durften.
Das maskierte Musikkranzl, das seit 1981 alljährlich im Gasthaus Weibhausen stattfindet, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei den Blasmusikfreunden. Die Musikanten treffen sich auch gerne in ihrer "Freizeit" zu gemeinsamen Unternehmungen, zusammen mit ihren Frauen und Freundinnen. Der steten Mithilfe der Musikantenfrauen bei Veranstaltungen und ihrer moralischen Unterstützung ist es zu verdanken, dass die Musikkapelle überhaupt als Verein auftreten kann.
1983 verpflichtete uns die Kolping-Familie Traunstein für ihren Schäfflertanz, der alle 10 Jahre zur Aufführung gelangt. Bei 44 Auftritten erspielten wir einen Reinerlös von über 10 000 DM, der dem Malteser Hilfsdienst zugute kam. 1993 kamen bei 55 Auftritten 22 000 DM zusammen, die auf drei verschiedene Empfänger aufgeteilt wurden.
Weitere erwähnenswerte Auftritte sind die Direktübertragung des Bayerischen Rundfunks in der Sendung "Zwischen Zwölf und Eins" aus dem Saal im Gasthaus Lauter 1983 und die Reise nach Seelscheid 1984. 1985 feierten wir unser 110-jähriges Bestehen im Rahmen einer Bierzelt-Woche zusammen mit dem Surberger Sportverein auf dem Sportplatz in Surtal. Immer wieder holten uns die Orts- und Nachbarvereine, wie auch zahlreiche auswärtige Vereine, als Festmusik zu ihren Gründungsfesten und Fahnenweihen. 1987 und 1989 reisten wir nach Villorba bei Treviso, wo wir mit der dortigen Jugendkapelle zuammentrafen.


Eine dauerhafte Musikantenfreundschaft entwickelte sich 1989 mit der Musikkapelle St. Valentin-Landschach in Niederösterreich. Wir besuchten damals Pfarrer Konrad Greisberger, den Bruder unseres Kapellmeisters und gestalteten einen Wohltätigkeits-Abend zu Gunsten seiner Pfarrkirche. Zur 1200-Jahr-Feier 1990 fand ein Gegenbesuch statt. Wir bedankten uns durch die Teilnahme an ihrem Musikfest im Jahr 1993 und sind sicher, die niederösterreichischen Freunde zu unserem heurigen Fest erneut begrüßen zu dürfen.
Ende der Achtzigerjahre erreichte die Kapelle einen Stärke von 24 Mann. Mehrere Jugendliche erlernten gerade ein Instrument, einige konnten schon mitspielen. Die Kapelle trat 1989 dem Musikbund für Ober- und Niederbayern bei. Im Jahr 1992 verstärkten wir unsere Jugendarbeit durch die Gründung einer Jungbläsergruppe..
Bei unseren "Bierabenden", die wir in den Sommermonaten der Achtzigerjahre beim Lauterer Wirt jeweils am Freitag veranstalteten, konnten wir unseren Zuhörern so manches Gartenkonzert bieten. 1991 versuchten wir erstmals im Rahmen eines "Märzenbierfestes" mit konzertanter Musik unser einheimisches Publikum und die Musikfreunde in den Nachbarkapellen anzusprechen. Diese Veranstaltung wurde ein voller Erfolg und der Palmsamstag zum festen Termin für unser jährliches Frühjahrskonzert.

1976

Bierabend vorm Wirtshaus in Lauter

Unsere Blaskapelle trat bis 1993 innerhalb des Gemeindelebens zwar als Verein auf, die rechtliche Struktur dafür fehlte jedoch. Deshalb gründeten wir im Dezember 1993 den Verein "Musikkapelle Surberg Lauter". Die Mitgliedschaft können nur aktive Musikanten erwerben. Als Kapellmeister wurde Hans Greisberger sen. bestätigt und somit auch zum 1. Vorsitzenden gewählt, sein Vertreter blieb Josef Löx. Der Verein zählte nach der Gründung 29 Musikanten
Hans Greisberger hatte sich schon des Öfteren geäußert, die Leitung der Kapelle in jüngere Hände zu legen. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger war nicht einfach. Bernhard Lackner übernahm 1996 zunächst das Amt des 2. Musikmeisters. 1998 wurde er zum 1. Musikmeister gewählt. Nach fast 30-jähriger Tätigkeit als 1. Kapellmeister übergab Hans Greisberger während des Frühjahrskonzerts 1998 den Taktstock an seinen Nachfolger, den er seitdem als Stellvertreter unterstützt.
Zum Schluss dieses Rückblicks möchten wir uns bei allen früheren Musikmeistern und Musikanten, allen Gönnern, der kirchlichen und politischen Gemeinde, den Orts- und Nachbarschaftsvereinen für die gute Zusammenarbeit und besonders beim Publikum, den Zuhörern, ohne deren Treue unsere Musikanten-Tätigkeit schnell ihren Sinn verlieren würde, bedanken. Im Jubiläumsjahr hat die Musikkapelle 35 Musikanten. Für die Zukunft wünschen wir uns den bisherigen Zuspruch, viel Interesse der Jugend an der Blasmusik und weiterhin die gute Kameradschaft, die uns bisher verbunden hat.


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